Einheit II langsam zum Siegen verdammt

10.03.2020

Trotz eines fast zweistündigen Krisengespräches in der Vorwoche, trotz deutlich höherer Trainingsbeteiligung, trotz viel besserer Vorbereitung in den Einheiten, trotz einer engagierteren Leistung bei den Leibesübungen und trotz 14 Spielern auf dem Protokoll: Es sollte am Sonntagnachmittag einfach nicht sein, dass die zweite Mannschaft des HC Einheit Plauen das Vogtlandderby gegen die Rodewischer Handballwölfe gewinnt. Doch eines hat die Partie beim Tabellennachbarn gezeigt: Die Oberliga-Reserve hat sich im Kampf um den Klassenerhalt noch nicht aufgegeben, stemmte sich vor allem in der Schlussphase vehement gegen die drohende Niederlage und konnte so wenigstens noch mit dem 33:29 Ergebniskosmetik betreiben. Dass es soweit überhaupt erst einmal gekommen ist, lag mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit daran, dass der Mannschaftsverantwortliche Gerold Neef nach der Traineransprache einen hinkenden Vergleich gezogen und gleichzeitig eine Forderung gestellt hat, die natürlich so erfüllt wurde: Man solle es doch bitte der Ersten gleich machen und nach wenigen gespielten Minuten solle ein 6:1 wie am Vortag in der Einheit-Arena auf der Anzeigetafel leuchten. Es kam, wie es kommen musste und nach genau zehn Zeigerumdrehungen stand es 6:1 - allerdings waren diesmal nicht die Spitzenstädter die Hausherren, sondern die Rodewischer und so sah sich Trainer Thomas Cramer ob des völlig verkorksten Anfangs eine frühe Auszeit zu nehmen. In dieser wurde angesprochen, sich doch mal auf die Abwehrarbeit zu fokussieren, den Körperkontakt zu dem gegnerischen Akteur zu suchen und ihn auch mal am nicht bedrängtem Abschluss zu hindern sowie im Angriff zwar durchwolle, aber eben auch sichere Pässe zu seinem Nebenmann zu spielen, um in gute Wurfsituationen zu gelangen. Denn eigentlich hatte man sich ein „rigoroses Herausgehen“ auf den Ballführenden beim Verteidigen vorgenommen, was dazu geführt hätte, dass der ehemalige Einheit-Spieler Steffen Schnabel vielleicht nach knapp elf Minuten beim Stand von 7:1 bereits sechs Treffer erzielt hätte. In der Offensive sollte mit „Ruhe und Verstand“ agiert werden, „in die Tiefe gestoßen werden“, um die Defensive in Bewegung zu bringen, wodurch die gesuchte Lücke entsteht, die zum Einnetzen genutzt werden sollte, doch auch dieses Vorhaben scheiterte an ungenauen Zuspielen oder überhasteten Würfen. Auch wenn sich die Rot-Weißen in der Folge fingen, den Rückstand zwischenzeitlich sogar etwas verkürzen konnten (16. Minute, 9:5), so machten sie weiterhin viel zu viele individuelle Fehler, um die Gastgeber auch nur ansatzweise in Verlegenheit zu bringen oder unter Druck zu setzten. Denn den Handballwölfen reichte ein Steffen Schnabel aus, der entweder selbst sehenswert vollendete oder während einer Einzelmanndeckung entspannt an der Mittellinie stand und seelenruhig seine Mitspieler zu, wenn auch seltener gewordenen, Torerfolgen dirigierte, meistens in Person des Linksaußen Olf Meisinger. Genau diese Treffer von den Außen sollten ab Mitte der zweiten Halbzeit dafür sorgen, dass die fulminante Aufholjagd der Plauener immer wieder von diesen kleinen Rückschlägen gebremst wurde und so zur unmögliche Aufgabe wurde. Zwar zeigte erneut Max Jacob, dass er mit seiner unkonventionellen Art für solche Verwirrung beim Gegner sorgen kann, dass selbst Würfe von vielen Metern vor dem Tor zum Erfolg führen können. Auch Thomas Cramer bewies mit seiner Umstellung in der Abwehr auf eine 3:3-Formation ein goldenes Händchen, da dank exzellenter Absprache die Rodewischer minutenlang nicht zum Einnetzen kamen. Vor allem aber drehte ein Levin Kies auf, der in ziemlich genau zehn Minuten insgesamt sieben Treffer erzielen konnte und auch immer wieder klasse für den treffsicheren Steve Schmidt auf der Linksaußen auflegte. Doch all das sollte nicht reichen, um die Hausherren doch noch ins Wanken zu bringen, da sie zu abgezockt agieren sowie der Vorsprung von zwischenzeitlich elf Toren (41. Minute, 26:15) schlicht zu groß war und sich Einheit II auch mit zwei verworfenen Siebenmetern in dieser Phase vom fast schon gezwungenen Michael Keller selbst um den Erfolg brachte. (flow)

 

Einheit II: Ott, Rondthaler; Kürschner (2), Jacob (4), Wißgott, Simon, Janta (1), Gaul (3), Keller (5/1), Endler, Weidenmüller (2), Maschke (1), Kies (7), Schmidt (4); Trainer Thomas Cramer, Co-Trainer Andreas Harloff, Mannschaftsverantwortlicher Gerold Neef, Physiotherapeutin Antonia Weller