Sponsoren - Partner
 

 Sponsoren 

 

Sie wollen uns ebenfalls unterstützen?
Dann klicken Sie hier

 
So erreichen Sie uns
 

HC Einheit Plauen e.V
EINHEIT-ARENA
Wieprechtstraße 11
08525 Plauen      
03741-148062

Kontakt / Impressum

 

 

Fanshop Sogehtsächsisch

 

 
 
normale Schrift einschaltengroße Schrift einschaltensehr große Schrift einschalten
 
 

Im Interview: Jan Richter

23.09.2018

„Die Freude ist wie wenn man ein Tor selbst wirft"

 

Da bekanntlich Vieraugen mehr als zwei sehen hat die erste Mannschaft des HC Einheit Plauen wieder einen Co-Trainer: Jan Richter ist der neue Mann an der Seitenlinie, der mit Florian Wißgott über das vorläufige abrupte Ende seiner aktiven Karriere sprach, wie es eigentlich dazu kam, dass er jetzt die Geschicke der Mannschaft aus einer anderen Perspektive mit leitet und verrät, warum es wichtig wäre, dass jeder Spieler einmal selbst der Cheftrainer oder Schiedsrichter ist sowie ob er sich vielleicht irgendwann mal wieder ein rot-weißes Trikot überstreift.

 

Als du dich am Ende der vergangenen Saison erneut verletzt hast, welche Gedanken kamen bei dir auf?

Als ich mich verletzt habe, da dachte ich in diesem Moment, dass ich nicht so lange pausieren muss. Als ich dann die Diagnose erfahren habe, da wusste ich, dass ich jetzt eine längere Zeit ausfallen werde. Meine Einstellung ist aber, wenn man in dieser Liga Handball spielt, dann gehören einfach Verletzungen mit dazu. Deshalb war ich jetzt auch auf niemanden sauer und da die Operation sowieso geplant war, kam es zwar zu einen sehr ungünstigen sowie etwas zu frühen Zeitpunkt, da ich noch die Saison aktiv beenden wollte, aber das konnte man dann nicht mehr ändern. Da ich erwarten musste, dass so eine Verletzung passieren kann, konnte ich mich ganz gut damit abfinden. 

 

Das war auch noch in einer sportlichen Situation, wo vor allem die erfahrenen Spieler gebraucht wurden; was ging dir in diesem Moment durch den Kopf?

Das Gefühl, der Mannschaft nicht helfen zu können und auf der Bank sitzen zu müssen, war natürlich sehr unangenehm für mich. Dabei ist mir aber aufgefallen, dass man draußen fast mehr schwitzt als wenn man aktiv ins Spielgeschehen eingreift. Es ist in dieser Situation nicht ganz einfach für einen und ich hätte auch gerne meinen Jungs geholfen.

 

Kam bei dir dann der Helfergedanke auf, dass du die Mannschaft auch weiterhin unterstützen musst oder warum wurdest du Co-Trainer?

Ja, ich bin dem Verein sehr verbunden. Noch bevor ich mich verletzt habe, wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, als Co-Trainer zu fungieren und gegebenenfalls aufgrund meiner geplanten Operation meine Handballschuhe an den Nagel zu hängen. Da man mich im Verein aber halten wollte und ich diese Aufgabe interessant finde, war es für mich sowieso klar, dass ich so etwas machen möchte.

 

Wie kam es eigentlich dazu?

Der Rüdiger Bones (ehemaliger Trainer des HC Einheit Plauen) hat mich im Rahmen der Vorbereitung für die neue Saison gefragt, ob ich sein Co-Trainer werden möchte, da er gerne wieder einen hätte und es sich vorstellen konnte, mit mir zusammen zu arbeiten. Und wenn es notwendig werden sollte, dann hätte ich auch wieder mitspielen sollen. Das war also alles sehr früh klar.

 

Wie ist es an der Seitenlinie zu stehen?

Man möchte vor allem die Mannschaft unterstützen und wenn sie wie in den letzten Partien so hilflos agiert, dann hätte ich natürlich am liebsten mitgespielt. Aber ansonsten ist das Co-Trainer-Dasein eine ganz schöne Sache und als ich alleine die Einheiten mit Maximilian Krüger geleitet habe, hat er auch gesagt, dass er es sich nach seiner aktiven Karriere in ein paar Jahren vorstellen kann, Trainer zu werden. Gerade wenn es läuft, macht es richtig viel Spaß. Wenn man verliert, bereitet es einem natürlich überhaupt keine Freude und als Teil der Verantwortlichen hat man noch mehr daran zu knabbern. Dennoch muss man sich daran gewöhnen, dass man nicht mehr so viel Einfluss nehmen kann. 

 

Wie kannst du dennoch Einfluss auf die Mannschaft nehmen und worauf kommt es besonders an?

Besonders in vielen Einzelgesprächen, denn der sportliche Erfolg ist auch sehr Abhängig von der Psychologie. Da muss man dann das Gespür finden, wie der einzelne jeweils Tickt und dann kann man mit ihm individuell arbeiten. Deshalb ist es wichtig, dass es einen Co-Trainer gibt, da man als Cheftrainer gar nicht so viel Zeit hat, sich um jeden zu kümmern, denn den einen musst du den Bauch streicheln oder den anderen mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holen. So kann ich in die Rolle des Kommunikators schlüpfen, bin also das Bindeglied zwischen Cheftrainer und Mannschaft. Auch bei den Übungseinheiten selbst kann ich beispielsweise mich einbringen, da ja der Cheftrainer auf das große Ganze schaut, damit dass reibungslos läuft und ich kann dann individuell mit den jeweiligen Spielern arbeiten, wenn mir etwas auffällt, was man verbessern oder anders machen könnte. Vieraugen sehen mehr als zwei (lacht).

 

Kribbelt es einem in den Fingern, wenn man das Geschehen auf dem Parkett sieht und eigentlich mit dabei wäre?

Auf jeden Fall und auch in jedem Training, da würde ich nur zu gerne wieder mitmachen. Schon wenn beispielsweise eine Übungspuppe in der Abwehr steht, dann würde ich am liebsten mich selbst dahinstehen, denn so lange ist's ja noch nicht her und so alt fühle ich mich auch noch nicht. Aber ich weiß, dass ich es jetzt noch nicht könnte, da ich noch zu große athletische Defizite und immer noch einen Belastungsschmerz habe. Ich weiß, wie es ist, wenn man zu früh anfängt. Das hat auch etwas mit einem Reifeprozess zu tun, den ich irgendwann erlernt habe ;) In dieser Saison möchte ich eigentlich gar nicht an den Ball. Vielleicht spiele ich am Saisonende als quasi Aufbautraining bei der Zweiten mit, da scheint es ja nicht nur sportlich zu laufen, sondern auch Spaß zu machen (lacht). 

 

Wie fühlt es sich an, aus der anderen Sichtweise das Spiel zu beobachten?

Ich habe mir mal überlegt, das schon viel eher zu machen, da man dann auch eine ganz andere Sicht, nicht nur auf den Trainer, sondern auch auf die Situationen hat. Früher habe auch ich mal im Training gegenüber Mario Pech (ehemaliger Co-Trainer des HC Einheit Plauen) Widerworte gegeben und das würde ich jetzt nicht mehr machen, weil man jetzt auch die andere Sicht kennt. Ich würde es begrüßen, dass jeder Spieler zumindest einmal selbst als Schiedsrichter fungieren muss, um auch mal die Perspektive zu erleben, wie es ist, wenn man der andere ist. Denn als Spieler fühlt man sich vom Schiedsrichter benachteiligt und wenn man auf der Bank sitzt vom Trainer, aber man kann es halt gar nicht reflektieren oder sich in die andere Lage hineinversetzen, da man das nie war. Da ich selbst auch mal ein paar Partien als Schiedsrichter geleitet habe, habe ich nie wegen Meckerns zwei Minuten bekommen, weil ich mich in diese Lage hineinversetzen kann, was zugegebenermaßen nicht ganz einfach ist.

 

Du hast erstmals im Relegationsspiel so richtig dich mit deinem Trainerdasein in taktische Dinge eingebracht; wie ist's, wenn dann der eigene Plan aufgeht?

Sehr schön, das gibt einem wirklich ein wohliges Gefühl. Die Freude und Begeisterung ist wie wenn man ein Tor selbst wirft. Natürlich ist auch die Enttäuschung dann genauso groß, wenn man wie die letzten Partien verloren hat. Da gibt es eigentlich keinen wirklichen Unterschied hinsichtlich der Emotionen und deshalb kann ich jetzt auch den Rüdiger Bones etwas besser verstehen, dass es dann manchmal so aus der Haut gefahren ist. 

 

Wie hast du eigentlich die zwei entscheidenden Partien erlebt?

Unglaublich schön im Nachhinein und natürlich eine unglaubliche Anspannung zu diesem Zeitpunkt. Dieses Wechselbad der Gefühle war unglaublich. Ich bilde mir immer noch ein, dass ich im Rückspiel mit einer Aussage der Partie eine wichtige Wendung gegeben habe. Am Anfang des Aufeinandertreffens hatte Maximilian Krüger zwei Mal die Gelegenheit zu werfen und machte dies aber nicht, da er zum einen nicht wusste, was er machen soll und zum anderen diese Begegnung gegen seinen ehemaligen Verein nicht verlieren wollte. Der Druck war also in dieser Situation für ihn zu groß und genau das habe ich dem Rüdiger Bones mitgeteilt. Also habe ich gesagt, dass er den David Zbiral bringen muss, was auf leichtes Unverständnis stieß, da Max ja ein Führungsspieler ist. Trotzdem brachte er David einen Angriff später, der seine Einwechslung gleich mit zwei guten Aktionen rechtfertigte und ja insgesamt ein sehr gutes Spiel machte. Der Druck die richtigen Entscheidungen zu treffen ist wahnsinnig schwer, weil man weiß, worum es geht. Das war schon atemberaubend. Als wir das erste Mal in die Mitteldeutsche Oberliga aufgestiegen sind, war das von den Empfindungen her ähnlich, aber das war schon etwas ganz Großes. 

 

Wie behält man in diesen Situationen einen kühlen Kopf?

Dazu habe ich noch viel zu wenig Erfahrung, aber man muss sich immer wieder vergegenwärtigen, dass es im Prinzip ein normales Spiel ist und sich von den Emotionen nicht anstecken zu lassen. Aber es ist unglaublich schwer und aufgrund des Adrenalins vergisst man in diesen Momenten auch viele Sachen, da regiert wirklich jeder anders. Da ist es dann auch wichtig, dass man Spieler hat, die auch Verantwortung übernehmen.

 

Nach dem überraschenden Abgang von Rüdiger Bones warst du zwischenzeitlich der Interimstrainer; wie war es, als du auf einmal alleine die Verantwortung für die Mannschaft hattest?

Schön, ich war auch mehr als positiv überrascht, ja fast schon begeistert, dass die Spieler so gut mitgezogen haben. Natürlich hatte ich die Sorge, da wir ja miteinander befreundet sind, dass es möglicherweise nicht funktioniert, aber jeder hat sich dem Trainingserfolg untergeordnet. Die Einstellung hat mir sehr gefallen.

 

Als ehemaliger Spieler auf einmal die Übungen als Trainer anzusagen, ist...

... anspruchsvoll und fordernd.

 

Wie hast du dir den Respekt der Mannschaft erarbeitet?

Man muss auch mal jemanden anschreien, aber auch das kommt ganz auf den Charakter an. Das Wichtigste ist, dass man sich nicht auf der Nase herumtanzen lässt. Es muss partout darauf geachtet werden, dass alle komplett mitziehen und wenn es eben bei einem Fehlwurf Strafübungen gibt, dann muss die auch jeder umsetzen, denn jeder andere achtet auch darauf, dass man als Trainer nichts durchgehen lässt. Damit habe ich wenige Probleme, dafür fällt es mir schwer, älteren Spielern Anweisungen zu geben. Aber in dieser schwierigen Position befinden sich die ganzen jungen Trainer, wenn sie auf einmal einen sehr erfahrenen und für den Verein verdient gemachten Spieler vor sich haben. Es wird immer Spieler geben, die einem reinreden, aber im Grunde möchte ich es auch, dass sie sich aktiv mit einbringen, da sie sich dann mitgenommen fühlen. Natürlich können das nicht alle Akteure machen, deshalb gibt es ja auch eine Hierarchie in der Mannschaft und dadurch ist das dann regulierbar. Das ist jedoch ein schleichender Prozess, in dem auch ich noch Fehler mache, aber mit der Zeit gewöhnen sich alle daran.

 

Welche Rolle spielt die Gruppe der schlauen Köpfe, die alles anders machen würde und mit der aufgeblasenen Taktiktafel unter dem Kopfkissen schläft?

Der Mannschaftsrat schaltet sich ja im Grunde genommen nur bei Problemen ein. Die Spieler, die dem angehören sind ein wichtiger Ansprechpartner und ein Trainer sollte immer mit den Führungsspielern zusammenarbeiten. Man kann sich da gewisse Anreize holen, denn der Trainer ist zwar der Dirigent, aber wenn sein Orchester nicht nach seiner Pfeife tanzt, dann kann er auch der Beste sein und man spielt trotzdem schlecht. Die Köpfe der Mannschaft muss man hinter sich bringen und die fühlen sich nur mitgenommen, wenn man ihnen auch mal das Wort erteilt. Dann kann man entweder gemeinsam versuchen, auf einen Kompromiss zu kommen oder man überzeugt sie beziehungsweise macht auch mal gewisse Eingeständnisse, auch wenn man anderer Meinung ist, denn nur so funktioniert es. 

 

Jetzt bist du wieder der Co-Trainer: Bist du nur noch fürs Hütchenaufstellen zuständig oder darfst du auch mehr?

Ich bespreche mich mit dem Trainer, welche Aufgaben ich ausführen soll. Aber das Wichtigste sind die vielen Kleinigkeiten, die eigentlich die Feinheiten im Handball ausmachen, kann man so viel besser angehen, da wir jetzt zu zweit sind und man dadurch individuell auf die Spieler eingehen kann. Das spielt vor allem für die persönliche Entwicklung eine wichtige Rolle und auch, dass sich jeder ernst genommen fühlt. Man muss also mit jedem ins Gespräch kommen, um mögliche Probleme schon frühzeitig zu lösen.

 

Auch der Co-Trainer hat ein Gehirn, welches etwas vom Handball versteht; wie ist so die Zusammenarbeit mit dem Cheftrainer?

Da Michel Wiesend der Cheftrainer ist, gibt er mir die Aufgaben sowie bereitet das Training vor und ich bringe mich soweit ein, wie es möglich ist oder ich es für nötig halte. Das solch eine Zusammenarbeitet nicht komplett ohne kleinere Störungen ist, dürfte auch klar sein und ansonsten wäre es auch sinnfrei, denn dann kann man es auch gleich lassen. Generell kann man die Spieler motivieren, denn man kann als Bindeglied zwischen dem Trainer und der Mannschaft auch manchmal gewisse Entscheidungen ganz anderes herüberbringen. Den richtigen Umgangsweg zu finden ist schwierig, mal kann man gewisse Dinge besser als Kumpel klären, mal muss es die autoritärere Ansprache sein und auch daran reife ich noch. 

 

Ist die Kommunikation der Schlüssel zu einer erfolgreichen und eingeschworenen Mannschaft?

Ja, die heutige Spielergeneration ist auch anders, denn niemand platzt mehr so aus sich heraus, sondern man muss miteinander kommunizieren, was natürlich für den Cheftrainer schwierig ist, da er seine Meinung vertreten muss. Der Co-Trainer hat es da leichter, da er entweder die Meinung von dem Spieler dem Cheftrainer übermittelt oder auch mal dem Akteur Tipps für den Umgang mit dem Cheftrainer in gewissen Situationen gibt. 

 

Wie kannst du deine Erfahrungen an die Mannschaft weitergeben sowie welchen Vorteil hat es, dass du selbst bis vor kurzem Handball in dieser Liga gespielt hast und jetzt der Trainer bist?

Ich habe den Vorteil, dass die anderen wissen, dass ich mal ein guter Spieler war und so ist es dann authentischer, wenn ich die Übungen vormache oder etwas bestimmtes fordere. Wenn es dann nach häufiger Anwendung endlich einmal so funktioniert hat, wie man es sich vorstellt, dann ist das schon in diesem Moment sehr zufriedenstellend. Ich kann mich halt auch viel besser in die Lage hineinversetzen, in der gerade die Spieler sind, da ich das genauso schon erlebt habe. Das verkürzt den Lernprozess um einiges und so weiß man eben schon eher, in welchen Situationen es sinnvoll ist, ein Gespräch über eine bestimmte Sache zu führen. Dennoch muss man sich dauerhaft selbst reflektieren, damit man so wenige Fehler wie möglich macht. 

 

Wolltest du schon immer Trainer werden?

Nein, ich bin ja jetzt auch erst 28 Jahre geworden und für mich stand bisher nur fest, dass ich noch Spieler bin. Das ich mich weiter im Sport engagiere, das war für mich klar, aber in welcher Art das sein wird, plante ich noch nicht, da ich ja davon aus ging, dass ich noch ein paar Jahre auf Torejagd gehe. 

 

Wirst du dir auch mal wieder ein Trikot überstreifen und auf Torejagd gehen?

Wenn ich wieder vollkommen fit bin und keine erneute Verletzungsgefahr besteht, kann ich mir auf jeden Fall vorstellen, erneut Handball zu spielen. Ob es dann allerdings noch einmal für die vierte Liga reicht oder ich dann nur noch im Freizeitbereich spielen kann, wird sich zeigen. Aber ganz die Schuhe an den Nagel hängen möchte ich nicht, dafür habe ich zu viel Spaß am Handball spielen. Aktuell befinde ich mich ja noch in der Reha und deshalb kann ich noch nicht einschätzen, wie es sich alles entwickelt, aber Lust zu spielen, wenn ich wieder gesund bin, habe ich auf jeden Fall. Denn der Körper entscheidet, bei meiner letzten Verletzung war es noch der Kopf, was im Nachhinein nicht wirklich schlau war und deshalb muss ich mich da noch eine Weile gedulden. Auch kann ich mir vorstellen, einmal selbst der Cheftrainer zu sein, denn auch diese Aufgabe macht mir sehr viel Spaß.

 

Bild zur Meldung: Im Interview: Jan Richter

 
>> Fanclub<<
>> Fotogalerie<<
>> Sponsoren <<