Einheit II: Torwart-Titan + treffsichere Torjäger = Triumph

18.12.2017

Wenn ein Torhüter in der Handball-Bundesliga eine Quote an gehaltenen Bällen von jenseits der 50 Prozent hat, so spricht beziehungsweise schreibt der stets interessierte sowie allwissende Sportberichterstatter von einer überragenden Leistung, die im wahrsten Sinne des Wortes entweder dem einen Gegner zur Verzweiflung trieb, da er es sich trotzdem noch getraute, zu versuchen einen Treffer zu erzielen oder dem anderen Kontrahenten den Stecker zog und somit er nicht mehr all zu oft in das Vergnügen einer glänzenden Parade kam, da schlicht das kleine, harzige Leder auf dem Weg dahin vom Winde verweht wurde. Jetzt wird sich der neugierige Leser und Sympathisant der zweiten Mannschaft des HC Einheit Plauen fragen, was das alles zum einen mit seiner Riege zu tun hat sowie zum anderen in welchem Zusammenhang die ersten Zeilen zum Aufeinandertreffen am vergangenen Samstag in der zweiten Runde des Bezirkspokals bei dem Burgstädter HC stehen? Nun ja, dem Autor dieses Textes ist nicht etwa das Lametta kurz vor Weihnachten ausgegangen, sondern genau in dieser so besinnlichen Zeit ist der fast schon als melancholisch anmutende Moment gekommen, auch eine Art der internen Ehrung vorzunehmen: Auch wenn der saisonale Eindruck nicht ganz so prickelnd war und das große Ganze fast schon infrage gestellt wurde, so leuchtet am Christbaum aktuell nicht nur unbekümmerte Sonne in den Herzen, sondern auch dank prächtigen Leistungen glänzt eine goldene Spitze in die teilweise biederen Bezirksliga-Begegnungen. Die Rede ist, na klar, vom Torwart-Titan Felix Neef, der übrigens schon öfters dafür sorgte, dass die „Reservisten der Oberligaakteure“ nicht über die Feiertage an trockenem Brot zu knabbern haben und zu Silvester gemeinschaftlich an einem Sektkorken lutschen müssen. Da sollte es auch ganz im Sinne des Erfinders sein, dass in der letzten Partie anno 2017 es noch einmal zu folgenden Szenen kam: Es ist Mitte der zweiten Halbzeit, die Spitzenstädter wogen dem Spiel noch den Charakter von schmückendem Beiwerk zu, als plötzlich ein Burgstädter allein auf den rot-weißen Schlussmann zuläuft, eiskalt abschließen will und doch der Versuch des Einnetzens sehenswert vereitelt wird. Als wäre das nicht genug der guten Taten, kommt es gleich im Anschluss zum Höhepunkt der schier Unüberwindbarkeit: Der Ball rollt aus dem Sechsmeterraum, der selbe Akteur gelangt erneut in die Versuchung eines Torwurfes und scheitert wieder. Kopfsache? Zu lange nachgedacht? Oder ist es einfach die Krönung dilettierendem Versagens? Nein, es war eine Mischung aus Routine und natürlich Glück der seit Saisonbeginn wohl wichtigsten tragenden Säule in der überwiegend noch so jungen sowie unerfahrenen Mannschaft, die solche Paraden immer dann an den Tag legt, wenn es besonders entscheidend ist, denn nur so konnten knappe Spiele zugunsten von Einheit II enden. Die daraus logisch resultierende Folge: Die Erwartungshaltung steigt, die Gegner nehmen das Männlein zwischen den zwei Pfosten unter der Latte anders wahr sowie die körperlichen Wehwehchen zehren wie schwere Stahlketten an sämtlichen möglichen und unmöglichen Gliedmaßen. Was sonst noch war und ist: Die Partie beim in der ersten Bezirksklasse spielenden Burgstädter HC erweckte nicht nur alte Erinnerungen an erfolgreiche Aufstiegsendspiele (dritte Mannschaft vor zwei Jahren) mit einem heißen Tanz auf Messers Schneide, in dem die nötige Coolness nur bei einem kurzen Date mit der Bank gewahrt werden konnte oder bei einem längerem unter der Dusche, sondern auch Akteure, die strukturierte Angriffsbemühungen zeigten, die auf verschiedene Umstellungen in der Verteidigung die richtigen Lösungen fanden, viele treffsichere Torjäger, die erst bei den sich bietenden Chancen beziehungsweise Lücken überlegt abschlossen sowie eine aggressive Abwehr gegen nun gezähmte Gastgeber, wodurch ein souveräner 33:18-(15:10)-Auswärtssieg und der so verdiente Einzug ins Bezirkspokal-Viertelfinale bejubelt werden konnte, der danach natürlich bei der Vereins-Weihnachtsfeier mit den wirklich essentiellen Mitteln zur absoluten Gewährleistung des zukünftigen Erfolges belohnt wurde. Ein famoser Jahresabschluss. Frohes Fest! (fw)

 

HC Einheit Plauen II: Neef; Kürschner (7), Dobritz (6), Wißgott (4), Höpner (8/2), Maschke, Kölbel (3), Gemeinhardt (2), Gaul, Keller (1), Hinterseer, Mehler (2/1); Trainer Marcel Wunderlich, Co-Trainer Max Jacob, Mannschaftsverantwortlicher Gerold Neef